Station 6
Wer mit neuer Technologie nicht vertraut ist, lebt teurer
Zwar ist die finanzielle Lage der Menschen höheren Alters in Österreich grundsätzlich nicht besorgniserregend, doch gibt es erhebliche soziale Unterschiede und einzelne Gruppen unter ihnen verfügen lediglich über geringe finanzielle Mittel, weshalb die Gefahr von Verarmung droht.
Dazu zählen einerseits die älteren Personen mit Migrationshintergrund und andererseits Frauen in Pension. Diese sind durch Anrechnungsmodalitäten und Teilzeitbeschäftigung auf Grund der Erziehung von Kindern nach wie vor in erhöhtem Maße armutsgefährdet. Verringern Angehörige wegen der Pflege eines Familienmitgliedes ihre Arbeitszeit oder geben zur Gänze ihre Berufstätigkeit auf, verlieren sie Pensionsversicherungsansprüche. Die kostenlose Selbstversicherung für die Zeit der Pflege naher Angehöriger kann lediglich einen kleinen Teil der Einkommensverluste ersetzen.
Die sozialrechtliche Trennung zwischen Pflegebedürftigkeit und Krankheitsfall hat nachteilige finanzielle Konsequenzen, weil nur Pflegebedürftige ihr Vermögen einbringen müssen, z.B. um Betreuungs- und Pflegekosten zu bezahlen.
Die Haushalte der älteren Menschen sind vom Inflationsprozess besonders stark betroffen, weil sich die für sie besonders wichtigen lebensnotwendigen Güter sowie Gesundheits- und Pflegeleistungen besonders rasant verteuern. Daher steigt der Pensionistenpreisindex in der Regel stärker als der allgemeine Verbraucherpreisindex, woraus sich eine gravierende Benachteiligung ergibt.
In der Verbraucherrolle sind die Älteren eine Zielgruppe der sogenannten Gewinnreisen, in deren Rahmen sie zum Kauf überteuerter Produkte überredet werden.
Bei den Finanzdienstleistungen werden ältere Menschen insofern diskriminiert, indem es versteckt formulierte Altersgrenzen in vertraglichen Bestimmungen gibt, die die Kreditvergabe einschränken, insbesondere für ältere Personen, die Unternehmen gründen wollen. Überziehungsrahmen und die Möglichkeiten für Ratenzahlungen sind oft für ältere Menschen erheblich eingeschränkt. Wegen der Ausdünnung der Zweigstellen ist ein mehr oder weniger subtiler Zwang zur Selbstbedienung und zum Online-Banking entstanden, wofür wiederum der Umgang mit den schwierig zu handhabenden und kontrastschwachen Apps eine Voraussetzung ist. Die Bedienung der steigenden Automaten für Fahrkarten, Eintritte, usw. stellt ebenso für viele eine Herausforderung dar.
In diesem Zusammenhang ergibt sich eine schwerwiegende sozioökonomische Benachteiligung in Form der sogenannten „Digital Divide“, d.h. die „neuen“ Medien der Kommunikation sind im Alter – mit Ausnahme der Mobiltelefonie – noch wenig verbreitet. Mangels Ausbildung können viele Ältere weder adäquat mit den Werkzeugen der digitalen Welt umgehen, wie sich dies z. B. am Internet zeigt, noch verfügen sie über die entsprechende apparative Ausstattung und technische Unterstützung und zum Teil können sie sich einen Computer bzw. Internetzugang nicht leisten.
Als Benutzer:innen von Gebrauchsgegenständen und technischen Geräten im Haushalt klagen ältere Menschen über deren mangelnde Benutzerfreundlichkeit und Fehlgestaltung. Für Menschen mit Einschränkungen der Sehfähigkeit sind schlecht lesbare Produktbeschriftungen eine große Erschwernis. Viele ältere Menschen haben Schwierigkeiten Verpackungen zu öffnen, weil die Öffnungsmechanismen zu viel Kraft oder feinmotorische Geschicklichkeit erfordern. Bei den Mobiltelefonen gibt es Probleme mit zu kleinen und funktionsüberfrachteten Tasten oder Anzeigefeldern.
Bei Gesundheitsprodukten kann die Tatsache, dass das Entziffern und sinnhafte Erfassen der Beipacktexte von Medikamenten mit größeren Schwierigkeiten verbunden ist, geradezu lebens-gefährlich werden.
Die verkehrsmäßig ungünstig gelegenen Regionen Österreichs müssen Bevölkerungsrückgänge durch die Abwanderung der Jüngeren hinnehmen. Diese fallen damit auch als Betreuer:innen aus, während in diesen dünn besiedelten Regionen der Anteil der Menschen eines hohen Alters besonders hoch ist.
In jenen kleinen Gemeinden, in denen sie überproportional wohnen, verschwinden zunehmend die kleinen Geschäfte und die Supermärkte sind häufig nur noch mit einem Fahrzeug erreichbar. Beim Einkaufen ist man auf das Wohlwollen von Angehörigen oder Nachbar:innen angewiesen. Vor ähnlichen Problemen steht man angesichts der nur umständlichen Erreichbarkeit von Apotheken und von Ärzt:innen, besonders von jenen in bestimmten Fachrichtungen.
Was die Wohnsituation anbelangt, so bestehen insbesondere im bereits vorhandenen Wohnungsbestand weithin behindernde und die Sicherheit gefährdende Verhältnisse. Es werden kaum Schritte zur Behebung der großen Sturzgefährdung unternommen. Als konkrete Sicherheitsmängel werden in den vielen Wohnungen unter anderem fehlende Haltegriffe in den Badewannen sowie Stolperfallen aller Art, wie z.B. Bodenschwellen oder Teppiche ohne rutschsichere Unterlage, festgestellt.