Station 4
Auf der Straße kann das Leben gefährlich sein
Menschen höheren Alters sind häufiger als jede andere Bevölkerungsgruppe als Fußgänger:innen unterwegs. Die Bewegung und der Aufenthalt im öffentlichen Raum, wie das Benützen von Straßen und Verkehrsmitteln zum Einkaufen oder zum Aufsuchen von Erholungsstätten, sind für ältere Menschen jedoch oft mit Schwierigkeiten, Gefahren und Ärgernissen verbunden, die jüngere Generationen in dieser Form nicht kennen.
Besonders negativ spürbar sind für ältere Personen das rücksichtslose Verhalten und die überhöhte Geschwindigkeit mancher Autofahrer:innen. Eine große Gefahr stellen die zu kurzen Ampelphasen und das Fehlen von sicheren Mittelinseln dar, besonders mühsam ist das Überqueren von Kreisverkehren. Menschen, die mit Fahrrädern, E-Scootern oder Skateboards auf Gehwegen unterwegs sind, erhöhen das Sturzrisiko für die Fußgänger:innen.
Mobilitätshindernisse baulicher Art sind die oftmals fehlenden Gehsteige im ländlichen Raum, ebenso holprige Pflasterungen oder nur über Stufen erreichbare Geschäfte. Vielerorts gibt es noch einen Mangel an öffentlichen Toiletten und Sitz- und Rastgelegenheiten. Solche Barrieren und Mängel sind mit ein Grund für Immobilität und daraus folgender Isolation.
Ältere Menschen machen auch einen sehr hohen Anteil unter den Nutzer:innen von öffentlichen Verkehrsmitteln aus. Sie trifft es besonders, wenn der Fahrkartenkauf nur mehr durch Automaten möglich ist, zu wenig Personal für Auskünfte zur Verfügung steht, es lückenhafte Verkehrsanbindungen oder zu lange Wegstrecken zur nächsten Haltestelle gibt, und die Fahrzeuge überfüllt bzw. ohne ausreichendes Sitzplatzangebot sind.
Beim Zugfahren sind Niederflurfahrzeuge noch immer nicht selbstverständlich. Wenn für das Ein- und Aussteigen die Zeit zu knapp bemessen ist, wird Stress erzeugt. Fahren unaufmerksame oder rücksichtslose Lenker:innen los, bevor die Fahrgäste Platz genommen haben, wird die Sturzgefahr erhöht. Die Haltestellen sind teilweise ungeschützt Regen, Schnee, Wind ausgesetzt und bieten keine Sitzgelegenheiten. Was für einen jüngeren Menschen eine bloße Unannehmlichkeit sein mag, kann für einen älteren den Anlass geben, überhaupt darauf zu verzichten, außer Haus zu gehen.
Es ist bekannt, dass ältere Menschen durch die stark zunehmende Erderwärmung in besonderer Weise betroffen sind. Speziell in den dicht bebauten städtischen Gebieten mit ihrer geringen Anzahl an Grünflächen und einer Ableitung des Niederschlagswassers in Kanäle, wodurch keine natürliche Verdunstung erfolgen kann, kommt es zur Ausbildung von Wärmeinseln und einem besonders für ältere und kranke Menschen gesundheitsgefährdenden Hitzestau.
Die Gefahr, zum Opfer von Straßenkriminalität zu werden, ist relativ gering. Wenn jedoch Menschen höheren Alters tatsächlich Opfer von krimineller Gewalt werden, etwa indem ihnen Handtaschen oder Geldbörsen entrissen werden, besteht ein hohes Sturzrisiko.
Deshalb bleiben meist gravierendere Schäden als bei Jüngeren zurück. Heilungsprozesse werden verzögert und Ängste sowie Gefühle der Erniedrigung wirken lange nach. Abgesehen von den körperlichen und seelischen Schäden kommt noch dazu, dass die geraubten Gegenstände einen oft unersetzlichen Erinnerungs- und Gefühlswert besitzen. Kriminalitätsfurcht führt bei vielen älteren Menschen zu einem erhöhten Vorsichtsverhalten bis hin zur Selbstisolation. Das heißt, sie bleiben bei Dunkelheit eher zu Hause und nehmen Umwege in Kauf, um bestimmte Straßen und Plätze zu meiden.